Überbauung Kalkbreite
Offener Wettbewerb
Auslober: Genossenschaft Kalkbreite
Zusammenarbeit: pool Architekten,
2008, 9. Rang
 
Zentrum der Umgebungsgestaltung auf der Plattform ist ein geschliffener Betonhartplatz. In seiner veredelten Materialisierung unterscheidet er sich deutlich vom asphaltierten städtischen Raum. Durch die eingelassenen, kreisrunden Oberlichter leuchtet nachts das darunter liegende Tramdepot. Entwässert wird der Platz über die Geleise in die Retentionsbecken. Dieser Ort an prominenter Lage wird je nach Nutzung mit oder ohne Bäume, ein grosszügiger Platz für FussgängerInnen, spielende Kinder, BesucherInnen und AnwohnerInnen.
Auf die Tramdepotplattform wird eine Geleisanlage für mobiles Grün installiert. 18 hochstämmige Obst- und Ziergehölze mittlerer Grösse wachsen in fahrbaren Behälter, jeweils ein Baum pro Behälter. Diese Wägelchen können auf den Geleisen in beliebige Konstellationen geschoben, rangiert werden. Durch die Möglichkeit der verschiedenen Baumstandorte werden die Flächen beim Haus frei bespielbar. Je nach Komposition entstehen verschiedene Landschaftsbilder.
Der Schotterrasen ist eine auf der Plattform wiederkehrende Vegetationsform. Ihre Spezialität ist eine mögliche Lebensform auf kargem Untergrund mit trittfesten Kräutern und Gräsern. Ein artenreicher Rasen mit grosser Nutzungstoleranz.
Eine klassische Wiesenböschung, auch hier perforiert mit kreisrunden Oberlichtern. Diese Böschung ist mit ihrem üppigen Gras, Blumen, ihrem Geruch und Grillengezirpe Vermittlerin von Landschaft. Für Kinder ein Ort für Spielmöglichkeiten und im Winter Schlittelhang. Räumlich verbindet die Böschung, zwischen dem städtischen Platz und der Gartenebene, sie führt den Blick in die Weite des Raumes.
Ein Gartentyp der italienischen Renaissance ist der Giardino segreto, ein geheimer Garten, der zu einer grösseren, gestalteten Umgebung eines Gebäudes gehört. Hier,in der Gartenebene, lässt es sich ruhiger angehen, von Blicken geschützt wirkt dieser Garten schon fast privat. Die Wabenstruktur der Pflanzfläche liegt über der Plattform, bildet ein Netz von Wegen durch eine vielfältige Pflanzenwelt. Durch die Oberlichter fällt das Licht auf die Stauden, Zweige und Blätter des Wäldchens. Nachts schimmert dieser Ort geheimnisvoll. Der dreieckige, kleine Platz wird zur Aussichtsplattform.
Heute fasziniert dieser Ort in der Stadt durch die Weite des Himmels und die Geleiseanlage mit ihren Trams, die immer wieder den Raum verändern. Das Umgebungskonzept schlägt vor, die Qualität des Ortes weiterzuentwickeln, neu zu formulieren. Die Betonplatte zeigt mit ihren Oberlichtern das Leben darunter, die Geleisanlage wird neu interpretiert und der Raum zum Himmel bleibt offen. Den verschiedenen Nutzungsansprüchen an die gestaltete Umgebung wird durch die Flexibilität der Baumstandorte, Rechnung getragen. Der Raum vor dem Gebäude kann durch die BenutzerInnen den Ansprüchen angepasst werden. Der Höhenunterschied der Platte führt zu verschiedenen Umgebungszonen. Die Zone zum Haus wirkt mit ihrer Sprache städtisch, die angrenzende Wiesenböschung ländlich und die Ebene mit grösster Distanz zum Gebäude wird geheimer Garten. Zusammengehalten werden die Zonen durch die Begrenzung der Betonplatte und den Wegverbindungen.